Ringen erklärt

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Der Ringkampfsport

Eine Einführung…

Ringen – eine Sportart nahezu so alt wie die Zivilisation: Bereits seit ca. 3000 v.Chr. wurde gerungen. Damals dienten die Zweikämpfe hauptsächlich als.Vorbereitung auf kriegerische Auseinandersetzungen oder gar dem bloßen Überleben. Im antiken Griechenland gehörte die Ringkampfkunst sogar zur allumfassenden Bildung, die sowohl Körper als auch Geist ausbilden sollte. Damit war das Ringen dann auch eine der fünf Disziplinen bei den allerersten olympischen Spielen, 776 v.Chr. .

Heutzutage ist das Ringen ein Wettkampf- und Freizeitsport, der schon von Kindesbeinen an trainiert werden kann. Die Sportler und Sportlerinnen haben Spaß daran, miteinander etwas für ihre Fitness zu tunund sich unter anderem mit ihren Gegnern im Wettkampf zu messen. Dabei sorgt ein international gültiges Regelwerk für faire Kämpfe auf der kreisrunden Kampffläche der Ringermatte. Bei der Popularität des Ringkampfsports an sich, ist in Deutschland allerdings ein deutliches Nord-Süd-Gefälle zu erkennen. Insgesamt rangiert der Deutsche Ringer-Bund, mit rund 70.000 Mitgliedern, in der Statistik des Deutschen Olympischen Sportbundes im Mittelfeld aller Spitzenverbände.

Auf die Schultern!

Viele Unkundige verwechseln das olympische Ringen mit der bekannten amerikanischen Show-Sportart „Catchen“ oder auch „Professional Wrestling“, die jedoch komplett anderen Regeln folgt. Ziel des olympischen Ringkampfes ist es, den Gegner mit beiden Schultern auf die Matte zu bringen, was als Schultersieg bezeichnet wird. Verboten sind Hebel- und Würgetechniken sowie Tritte und Schläge.

Ein Ringkampf beginnt immer im Stand. Nach dem Anpfiff des Kampfrichters versuchen beide Ringer, ihren Gegner mit verschiedenen Angriffstechniken in die Boden- und Schulterlage zu bringen. Sie setzen verschiedene Griff-, Schleuder- und Wurftechniken an, um den Gegner niederzuringen und zu kontrollieren.

Im Bodenkampf werden wiederum verschiedene Halte- und Wendetechniken angebracht. Gelingt es, den Gegner mit beiden Schultern auf die Matte zu bringen und dort für eine Sekunde zu halten, ist der Kampf mit Schultersieg beendet.

(Boden-)Kampf

Ein zu Boden gebrachter Ringer vermeidet mit der Bank- oder Bauchlage, auf den Rücken gedreht zu werden, um dann seinerseits aus dieser Verteidigungsstellung anzugreifen. Zeigen seine beiden Schultern bereits in Richtung Matte, nennen die Regeln diese Position „gefährliche Lage“. Der Ringer kann dann den Schultersieg durch die „Ringerbrücke“ vermeiden: Er stützt sich nur mit Kopf und Füßen auf die Matte und macht ein Hohlkreuz. Hier hat er die Möglichkeit, sich mit einem plötzlichen Seitenschwung aus der Rückenlage zu befreien.

Ein Kampfrichter, der „dritte Mann” auf der Matte, wacht streng über die regelgerechte Anwendung aller Aktionen. Für erfolgreiche Techniken (z.B. zu Boden bringen des Gegners) vergibt er festgelegte Punkte. Es gewinnt, wer entweder seinen Gegner schultert (Schultersieg) , wer einen Vorsprung von 15 Wertungspunkten erringt (technische Überlegenheit) oder wer bis zum Ende der Kampfzeit ( 2 Runden á 3 Minuten) die meisten Punkte gemacht hat. Im Falle eines Punktegleichstands am Ende des Kampfes, gewinnt der Ringer, der die letzte Wertung gemacht hat.

Alltägliches Prinzip

Für einen Außenstehenden sind die wirkenden Kräfte während eines Ringkampfs nicht immer offensichtlich. Zur Veranschaulichung dient folgendes Beispiel: Wenn man einen hohen, schweren Schrank umklammert und mühsam über einen Teppich schieben will, dann kommt das in etwa dem Widerstand gleich, den ein Ringer seinem Gegner entgegenbringt. Und wenn dieser Schrank nun plötzlich nach hinten rutscht und man an ihm vorbei fällt, dann kann man sich vorstellen, wie es sich anfühlt, wenn ein Ringer seinen Gegner überraschend ins Leere laufen lässt. Würde man dann unter dem Schrank in die Bodenlage geraten, wäre das vergleichbar mit der Belastung und Beherrschung durch den Gegner im Bodenkampf.

Hier heißt es, sich aus der Unterlage zu befreien und bestenfalls wieder in den Stand zu kämpfen. Und dann beginnt die Aktion wieder von neuem…

Kraftvolle Taktik

Der Ringkampf ist ein Feuerwerk von Schub- und Zugkraft mit verschiedenen Griff- und Wurftechniken. Die Reaktionen auf Angriffs- und Kontertechniken des Gegners erfordern eine gute Kondition, Kraft und Schnelligkeit. Diese Eigenschaften werden durch ein abwechslungsreiches, aber auch forderndes Training erreicht. Kraft oder Kampftechnik jeweils für sich allein reichen nicht aus. Es ist die nötige Geschicklichkeit, die beides miteinander verbindet, um die Stärken und Schwächen des Gegners zu erkennen und auszunutzen.

Die höchste Stufe ist das Vorhersehen oder sogar bewusste Herbeiführen von gegnerischen Aktionen, die ein Ringer dann mit der eigenen Technik beantwortet. Daher sprechen Insider beim Ringen auch vom „Schach auf der Matte”. Generell wird beim Ringen zwischen zwei Stilarten unterschieden: dem griechisch-römischen Stil und dem Freistil. Für beide Stilarten werden jeweils eigene Wettkämpfe ausgetragen. Im „Greco” sind nur Griffe und Techniken oberhalb der Gürtellinie erlaubt. Im freien Stil ist der gesamte Körper Angriffsfläche, und auch die Beine dürfen aktiv für Techniken eingesetzt werden. Der Unterschied zwischen den Stilarten zeigt sich z.B. in der tieferen Grundstellung der Freistilringer. Sie müssen in ihrer Stilart mit einem Beinangriff des Gegners rechnen und können den Angriff so leichter blockieren oder durch einen Sprung zurück ausweichen. Es gibt Ringer, die sich zu Spezialisten ausschließlich in ihrem favorisierten Stil entwickelt haben.

Ein fairer Sport mit „gesunden“ Nebenwirkungen

Ein fairer Vergleich im Ringkampf wird durch Alters- und Gewichtsklassen ermöglicht. Ohnehin wird Fairness groß geschrieben, schon das gegenseitige Händereichen vor und nach dem Kampf ist im Regelwerk festgelegt. Ringen wird auch als Mannschaftssport ausgetragen, wobei zwei Teams gegeneinander antreten. Dabei trägt jeder Kämpfer zum Erfolg seiner Mannschaft bei. Ringen ist übrigens kein reiner Männersport: Rund 18 Prozent der Mitglieder des Deutschen Ringer-Bundes sind weiblich. Die Frauen erringen auch auf internationalen Wettkämpfen beeindruckende Erfolge. Seit den Olympischen Spielen 2004 ist das Ringen auch olympische Disziplin für Frauen (nur Freistil). Das Ringertraining kann schon im frühen Kindesalter begonnen werden. Anfangs werden mit einfachen, spielerischen Übungen die motorischen Grundeigenschaften geschult. Später sorgen spaßbetonte Kampfspiele, praktisch nebenbei, für den verantwortlichen Umgang mit dem Trainingspartner bzw. Gegner. Die Kinder und Jugendlichen lernen das Einhalten von Regeln und ihre Aggressionen zu zügeln.

Und gerade der letzte Punkt steht wohl auf der Wunschliste von Schullehrern sowie einiger Eltern ganz oben…